Was ist für mich das Reizvolle am Fach Urologie?

Viele verbinden mit der Urologie das Vorurteil, die Urologie sei ein „schmutziges“ Fach, hier würden nur alte Männer behandelt und es rieche immer nach Urin.

Obwohl sich die Urologie schwerpunktmäßig unter der Gürtellinie abspielt, ist die urologische Arbeit unter Beachtung aller Hygienemaßnahmen genauso sauber wie die eines Chirurgen oder Zahnarztes; auch meine Patienten kommen gewöhnlich gepflegt und sauber zur Untersuchung.

Ich bin gerne Urologe, weil das Fach ein sehr abwechslungsreiches medizinisches Spezialgebiet ist. Menschen aller Altersgruppen suchen urologische Hilfe, vom Kind bis zum Greis, sowohl Frauen als auch Männer.

Die Urologie versorgt ein breites Spektrum organischer und funktioneller Störungen, von der leichten Blasenentzündung über Sexualprobleme bis zur unheilbaren Krebserkrankung.

Als Urologe kann man einen konservativen oder einen operativen Schwerpunkt seiner Arbeit setzen. In der Urologie gelingt es oft schnelle Hilfe zu leisten, z.B. bei der Entlastung eines Harnverhaltes oder bei der Behandlung einer Nierenkolik.

Wer seine Blase nach einer Prostataoperation wieder vollständig entleeren kann, spürt deutlich, was die Behandlung genutzt hat. Auch dort wo keine völlige Heilung möglich ist, kann man als Urologe meist helfen, Beschwerden lindern, Lebensqualität wieder verbessern.

„Ich weiß gar nicht, ob ich hier richtig bin?“  -  So werde ich gelegentlich von neuen Patienten begrüßt. Ich bejahe diese Frage gewöhnlich, denn meist  lässt sich die Ursache der Beschwerden auf meinem Fachgebiet finden. Aber manchmal ist der Urogenitaltrakt nicht die Ursache, sondern eher die Projektionsfläche der Symptome. Nicht jeder Blasendruck ist eine Entzündung, nicht jedes Ziehen am Hoden ein Tumor, nicht jeder Rückenschmerz ein Nierenstein und nicht jeder nächtliche Harndrang eine Prostataerkrankung.

Das Spannende für mich als Arzt ist diese Herausforderung, den Menschen als Ganzes zu betrachten und neben der körperlichen urologischen Problematik auch an andere Organsysteme zu denken  (Bewegungsapparat, gynäkologische Organe, Darmtrakt) und seelische Zusammenhänge zu berücksichtigen.

Mein Bestreben ist immer, über den urologischen Tellerrand zu schauen und falls erforderlich, bei der weiteren Abklärung an anderer Stelle behilflich zu sein.